18. Juni 2024
Risikomanagement in der Eingliederungshilfe
Qualitätsmanagement baut nach den Vorgaben der DIN EN ISO 9000:2015 auf einem differenzierten Risikomanagement in der Eingliederungshilfe auf. Dazu sichten und bewerten Mitarbeitende in Projektgruppen vorhandene Risiken.
Grundlage ist eine systemorientierte Sichtweise: Risiken entstehen nicht durch individuelle Fehlleistungen, sondern durch Sicherheitslücken im System. Organisatorische Bedingungen, Materialqualitäten, etc. stehen im Mittelpunkt. Die systemorientierte Sichtweise vermeidet Schuldfragen und setzt eine transparente, kooperative und angstfreie Organisationskultur voraus.
Die Leitfrage ist:
Wer ist wann, wo, unter welchen Umständen, von wem bzw. durch was auf welche Weise (wie) bedroht und welche Sicherheitsziele sollen erreicht werden?
Analyse und Optimierung erfolgen in mehreren Schritten:
- Gefährdungsbeurteilung
- Maßnahmenplanung (auf Basis der Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung)
- Implementierung der Optimierungen
- Evaluation
Die Gefährdungsbeurteilung beschreibt und bewertet die Art, Häufigkeit und Folgenschwere wahrscheinlicher kritischer Ereignisse.
- Risikotyp: physisch, sozial, sexuell, materiell, strukturell, ökonomisch
- Eintrittswahrscheinlichkeit EW: Selten: < 1 in 5 Jahren; Mittel: 1 in 5 Jahren; Häufig: > 1 im Jahr
- Schadenspotential SP: Wahrscheinliche körperliche und psychische Störungen von Leistungsempfängern und Mitarbeitenden; Wahrscheinliche Schäden für den Leistungsanbieter (Image, Rechtsfolgen etc.); Wahrscheinliche Schäden für den Sozialraum
- Strategie: Prävention, Prüfung, Maßnahmen Plan
Als Beispiel zeigen wir die Risikobewertung des operativen Sektors einer Einrichtung der Eingliederungshilfe Besondere Wohnform (ohne ökonomische Kennzahlen). Die Risiken wurden von qualifizierten Mitarbeitenden bewertet und Mittelwerte davon berechnet. Der Index ergibt sich aus dem Produkt von Schadenspotential (SP) * Eintrittswahrscheinlichkeit (EW).
Der entsprechende Maßnahmenplan wird gemäß der ermittelten Prioritäten mit Methoden der Prozessverbesserung entwickelt. Der Umsetzungserfolg wird nach einem angemessenen Zeitintervall durch eine erneute Risikobewertung evaluiert.
Mit diesem Vorgehen wir den im Qualitätsmanagement geforderte Plan-Do-Check-Act-Zyklus ab.